Montag, 15. August 2011

Schluckstörung (Dysphagie) und Aspirationspneumonie.

Geschrieben von: Walter

Ein Besuch am Sonntag.

Manuel hat es mir schon oft beschrieben, heute erlebe ich es hautnah:

Es ist Sonntag, 4 Uhr nachmittags.
Die Zimmertür ist zu.
Ich klopfe und trete ungefragt ein.
Gustav liegt im Bett und schläft.
Der Fernseher ist aus.
Gustav hustet.
Sein Gesicht verzieht sich vor Schmerzen.
Er faßt sich im Schlaf an den Bauch.
Sein Atem geht rasselnd.

Es ist fast jeden Tag das gleiche Bild.
Gustav hat es bis heute nicht begriffen,
daß er nicht halb im Liegen essen oder trinken darf.
Die Pflegekräfte haben es auch noch nicht begriffen ,
daß sie Gustav in eine senkrechte Position setzen müssen,
bevor sie ihm etwas zum Essen oder Trinken geben.
Irgendwann verschluckt er sich dann . . . und beim nachfolgenden Husten
schmerzt ihn der Bereich um die Magensonde, die man ihm immer noch
im Bauch belassen hat.

Warum quält man den armen Kerl so?

Ist es wirklich so schwer,
ihn zu den Mahlzeiten in den Rollstuhl zu setzen
und an den Tisch zu schieben?

Gustav wacht von dem schmerzhaften Husten auf,
sieht mich und verzieht sein Gesicht zu einem vorsichtigen Grinsen.
Aha, er freut sich, daß ich da bin.
Ich frage ihn, was er zum Mittag gegessen hat und er sagt: "Pampe!"
Aha, er hat also wieder einmal kein festes Essen bekommen, sondern pürierte Kost.

Nach nur knapp 5 Minuten werde ich wieder verabschiedet.
Nein, sagen kann mir Gustav das noch immer nicht so richtig.
Auch seine Gesten und das Gebrabbel sind für Fremde oft noch unverständlich.
Ich soll die Tür zu machen, wenn ich draußen bin, damit er sich wieder in sein depressives Schneckenhaus zurück ziehen kann.
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Freitag, 5. August 2011

Es gibt Hilfe im Internet!

Geschrieben von: Walter

Ich habe Manuel den Link zu diesem neuen Projekt einer psychologischen Unterstützung von pflegenden Angehörigen gegeben:  Pflegen-und-Leben.de
Manuel hat dieses Online-Hilfsangebot zur psychologischen Unterstützung inzwischen genutzt.
Die Rückmeldungen von ihm sind ermutigend.

Ich kann nun hier keine Details dieses Schriftwechsels veröffentlichen, dazu ist so eine psychologische Beratung zu fragil, aber die Kernaussage von Manuel möchte ich hier doch niederlegen:
Mein Gefühl der Ohnmacht, das bleibt, resultiert aus der Erkenntnis,
daß ich zeitweilig wie Don Quichotte mit einem Pflegesystem rangele,
das vom Ansatz her gut und sinnvoll ist, in der Praxis aber oft sinnlos,
unmenschlich, und unbeweglich.
Es ist ein Gefühl, als sähe ich bei einem Schiffsuntergang zu.
Ich kann nicht schwimmen, aber ich weiß ganz genau, welche
Rettungsmaßnahmen
einzuleiten sind und erhalte auch zahlreiche
Hinweise, was ich noch zur Rettung tun könnte.
Nur, bis die Retter endlich kommen und gemächlich mit ihren Aktionen beginnen, ist das Schiff längst unter gegangen und die Menschen ertrunken . . .
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