Sonntag, 31. Oktober 2010

Eine alte Grabsteininschrift

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Und wenn ich einst gestorben bin, dann schreibt auf meinem Stein:


Freundchen, es bitten die Knochen, nicht hier bei dem Hügel zu pinkeln.
Willst du gefälliger noch diesem hier sein - kacke nicht!
Brennessels Grab siehst du hier; drum verschwinde, du Kacker!
Raten möcht ich dir's nicht, hier zu entblößen den Arsch.



Frei nach einer Übersetzung aus dem Lateinischen.
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Samstag, 30. Oktober 2010

5 Stunden in einem Rutsch - Rollstuhl-Tortur?

Geschrieben von: Walter

Nein, die Erzählungen von Gustav vom Freitag stimmen nicht.
Es war nicht seine erste Rollstuhlfahrt.
Es war seine dritte Tour . . . oder besser Tortur!

Meine Nachfragen bei seinen Betreuern im Pflegeheim ergaben Folgendes:
Am Mittwoch, den 20. Oktober war Gustav zum Erstenmal im Rollstuhl.
Seine Zweite Tour machte er dann am Donnerstag, den 21. Oktober.
Und ganz arglos erzählte man mir, daß Gustav am Freitag sogar runde 5 Stunden im Rollstuhl gesessen habe.

Sein Bruder Manuel erzählte mir dann später, wie er Gustav da im Rollstul 'hängen' sah. Das war im Gemeinschaftszimmer der Etage. Es war so gegen 16 Uhr, Gustav sagte, daß er um 11 Uhr in den Rollstuhl gesetzt wurde.
Der sei ganz fertig gewesen von der langen 'Sitzung' im Rollstuhl und habe ihn gebeten, ihn doch wieder in sein Zimmer zu bringen. Dort habe er fast eine halbe Stunde warten müssen, bis er endlich Pflegekräfte mobilisieren konnte, die seinen Brunder wieder ins Bett brachten.

In dieser Woche scheint er nicht ein einziges mal im Rollstuhl gewesen zu sein.
Dagegen fiel mir auf, daß Gustav recht ruhig - oder besser gesagt apathisch - im Bett lag und kaum zu einem Gespräch zu bewegen war.
Auch seinem Bruder Manuel ist diese seltsame Ruhe von Gustav aufgefallen . . .
Manuel versprach, einmal bei dem behandelnden Arzt nachzufragen, welche Medikamente Gustav denn jetzt überhaupt bekäme und ob da Beruhigungsmittel dabei sind.

Freitag, 22. Oktober 2010

Ein besonderer Tag: Meine erste Fahrt im Rollstuhl

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

"Was soll ein Tag schon bringen, der mit dem Aufstehen beginnt . . ."


Doch, heute ist es ein ganz besonderer Tag gewesen.
Ich hatte meine erste Fahrt in einem Rollstuhl!
Mann-o-mann, war das eine Plackerei.
Bis die mich aus dem Bett raus hatten und in den Rollstuhl verfrachten konnten.
Aber es hat geklappt.
Und ich bin fertig.
Fertig . . . im Sinne von kaputt.

Mein Bruder Manuel kam später vorbei und ich hatte einfach keine Lust ihn zu sehen.
Ich war einfach noch zu kaputt.
Er hat das dann auch gemerkt und verzog sich bald wieder.

Aber da war noch etwas Schönes.
Heute besuchte mich zum Erstenmal meine neue Betreuerin.
Nein, nicht die vom Gericht bestellte, sondern eine, die mich hier bei meinen nächsten Ausflügen mit dem Rollstuhl begleiten soll . . .
Eine, die ich jetzt jeden Tag sehen soll.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Die Mutmachseite für alle, die von einem Schlaganfall betroffen sind.

Geschrieben von: Walter

Ich möchte allen Betroffenen und auch besonders deren Angehörigen
die Blogseiten von STEFFEN MARQUARDT in Plauen
zum Lesen empfehlen.
Mag es am Anfang auch noch so hoffnungslos aussehen,
mag es auch noch so lange dauern,
es gibt fast immer Ein Aufwärts, ein Vorwärts
Mit anderen Worten: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!

Wer seinen Blog aufmerksam gelesen hat, der wird sicherlich auch bemerkt haben, daß es nicht nur der unerschütterliche Wille war, der Steffen in den 6 Jahren so weit gebracht hat, sondern daß auch sein Humor ein wesentlicher Bestandteil der Fortschritte war und ist.
Diesen Humor kann man ganz deutlich in seinem Impressum erkennen.
Schaut eimal hinein!

Montag, 18. Oktober 2010

Schlaganfall - Wie fühle ich mich danach?

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

Wie ich mich nach meinem Schlaganfall fühle?
Nun, zuerst fühlte ich gar nichts.
Dann träumte ich wilde Sachen und auch davon, daß da so ein Unbekannter an meinem Bett stand, mit dem ich nichts anfangen konnte.

Ich war gefangen, eingesperrt.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Ich konnte alles hören, aber ich verstand nichts.

Dann begann ich zu verstehen.
Nein, nicht alles, sondern nur bruchstückhaft.
Ich versuche aufzustehen.
Aber es gelingt mir nicht.
Dann falle ich aus dem Bett.
Und nach einer endlos langen Zeit stehen da plötzlich mir völlig unbekannte Leute um mich herum und tragen mich wieder in das Bett hinein.

Wo bin ich?
Wer oder was bin ich?
Und wer sind diese Fremden Leute?

~ ~ ~

Zur Einstimmung in das Thema Schlaganfall lest einmal ein wenig in diesen Blog:
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Sonntag, 17. Oktober 2010

Kein Schwein und keine Sau interessiert sich für mich!

Geschrieben aus der Sicht von: Gustav

17. Oktober 2010


Wenn ich jetzt laut rufen könnte, dann würde ich schreien:

Kein Schwein kümmert sich um mich,
keine Sau interessiert sich für mich!

REHA?
Hier, im Pflegeheim?
Was ist das?

Seit wann liege ich hier?
Seit dem 16. September 2010!
Und was für ein Datum haben wir heute?
Den 17. Oktober 2010
Das sind 4 volle Wochen gefüllt mit Langeweile, Grübeln und Angst.
Soo lerne ich das Schlucken und Sprechen nie!
Und auch das Rollstuhlfahren nicht!


Warum hilft mir denn keiner?

Einen Logopäden habe ich noch nicht gesehen.
Es ist ja auch viel einfacher, mich mit dem Plastikschlauch über die Magensonde zu ernähren, als mich mühsam mit einem Löffel zu füttern und mir das Schlucken wieder beizubringen!

Mein Bruder versucht mich mit Worten aufzumuntern und auch seine Frau kommt manchmal zu Besuch.
Aber meine eigene Frau hat mich noch nicht ein einziges mal besucht!


Ein Scheiß-Spiel ist das und ich kann noch nicht einmal richtig darüber meckern.
Die verstehen mich ja alle nicht so recht.

Freitag, 15. Oktober 2010

Auch ein Impressum . . .

Geschrieben von: Walter

Selbstverständlich stehe ich mit beiden Füßen auf dem Boden unseres unvergleichlichen Rechtssystems. Und so, wie es dieses verlangt, erkläre ich hiermit ausdrücklich: Für den Inhalt von Seiten, auf die von dieser Domain aus verwiesen wird, sind ausschließlich die jeweiligen Anbieter verantwortlich. Die Tatsache, daß diese Seiten hier verlinkt sind, bedeutet in keiner Weise, daß der Betreiber dieses Angebots mit den verlinkten Seiten in irgendeiner Weise übereinstimmt. Alles, was dort an verbotenen Dingen geschrieben oder dargestellt wird, ist verabscheuungswürdig, niederträchtig und sollte niemals veröffentlicht werden!
Es ist ein Skandal, daß derartige Sachen veröffentlicht werden. Wenn zu solchem Schmuddelkram hier ein Link besteht, dann möge der Finder ihn bitte hier mit einem Kommentar abgeben, damit er entfernt werden kann.

Fort damit, weg!

- Ratet mal, wo ich diesen Text gefunden habe -
Den Blog von Steffen hab ich natürlich
hier auch irgendwo verlinkt.

Montag, 11. Oktober 2010

Es geht vorwärts. "Die Hoffnung stirbt zuletzt!"

Geschrieben von: Walter

Gestern habe ich Gustav wieder besucht.
(Nur sein Bruder Manuel besucht ihn noch öfter als ich.)
Wie üblich begann unsere Unterhaltung zunächst recht zäh.
Nach einer Weile fragte er mich ganz listig:
"Wie alt bin ich?"
Und, bevor ich zu Wort kommen konnte, beantwortete er sich seine Frage selbst:
"Ich bin 61 Jahre!"
. . .
Irgendwann sagte ich ihm, daß es jetzt bald Zeit wäre, ihn mal probeweise in einen Rollstuhl zu verfrachten, aber er meinte nur:
"Jetzt noch nicht."
Nach einer Weile setzte er hinzu:
"Das geht noch nicht."

Sein nächster Satz war:
"So, jetzt werd ich mal was machen . . . . . . aber nee, das geht doch nicht."
Danach stellte er mir eine Rechenaufgabe:
"Wie viel ist 7 mal 7?"
Meine Antwort mit "49" wollte er nicht akzeptieren, er meinte das wären 77.
Deshalb fragte ich ihn:
"Wie viel ist 3 x 3?"
Seine Antwort kam prompt: "Neun!"

Als Nächstes spielten wir 'Namen'.
Meine Frage nach dem Namen seiner Frau beantwortete er etwas schlitzohrig und mit einem leichten Grinsen mit: "Genau so wie ich."
- Ich hatte vergessen nach dem Vornamen zu fragen . . . und wo er Recht hat, da hat er halt Recht.

Danach meckerte er mit mir.
"Du redest ein Scheiß . . . . . . Das ist Scheiße für mich!"
Und nach einer kleinen Pause:
"Aber manchmal bin ich auch froh."
~ ~ ~
Ja, so ein Schlaganfall kann einen ganz schön aus der Bahn werfen!
Aber es geht mit Gustav auch gaaanz laaangsam, Schritt für Schritt vorwärts.
Schon beim Betreten seines Zimmers fiel mir auf, daß da keine Flocken von seiner Pampers auf dem Fußboden herum lagen.
Gustav war in eine Art von Overall eingepackt; so ein Zwischending von 'Strampler' und Pullover mit langer Unterhose.
Die hauptverantwortliche Pflegekraft bat mich, noch 4 solcher Overalls zu besorgen, weil diese ideal für Gustav wären. Dann könne er auch nicht mehr so sehr am Schlauch seiner Magensonde an deren Eintritt in die Bauchdecke herumfummeln.
(Gustav hatte ja schon mehrfach versucht, sich "das Ding" aus dem Körper heraus zu ziehen.)
Erst am nächsten Tag habe ich herausbekommen, daß das eine Spezial-Unterwäsche für inkontinente und besonders unruhige Patienten ist.
Vier lange Reißverschlüsse erleichtern auch das Auswechseln von Windeln und die nachfolgende Pflege der Haut.
Aber der edle Spender dieses Overalls war bisher nicht festzustellen.
Soweit ich gehört habe, sagte sein Betreuer zu, daß er 4 weitere Anzüge dieser Art nachbestellen werde.

Ja, es geht immer einen, wenn auch nur klitzekleinen, Schritt vorwärts!

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Eine erste richtige Unterhaltung mit Gustav

Geschrieben von: Walter

6. Oktober 2010
Heute gab es fast eine richtige Unterhaltung mit Gustav.
Aber es fing mühsam an.
Als ich in sein Zimmer kam, da lag er mal wieder ohne Windel da und zeigte sich, wie der Liebe Gott ihn geschaffen hat. Ich versuchte, ihn noch einmal dazu zu bewegen, den Unsinn sein zu lassen, da diese unappetitliche Pulerei mit der Windel auch für das Pflegepersonal eine unzumutbare Belastung wäre . . . aber Gustav wurde nur grantig.
Die nächsten 25 Minuten verliefen etwas zäh.
Er nahm mir wohl meine Einmischung in Sachen Windel übel.
Sein Gebrabbel war kaum verständlich.
Aber dann, so nach 20 Minuten, da kam er richtig in Fahrt und strengte sich soo an, daß sein Gesicht rot wurde. Er klagte - recht vernehmlich und auch mit einer etwas besseren Aussprache – daß er nicht abschalten kann.
Ist das möglicherweise der Hauptgrund für seine zeitweilige Unruhe und Unduldsamkeit?
Dann kam ein Satz, den ich zwar klar verstanden habe, aber nicht sinnvoll einordnen konnte: „Ma schaun, ich werd das auch selber sehn.“
Und nach einer kleinen Pause kam der Wunsch: „Ich möchte mal in’n Apfel beißen.“
Meine Antwort war: „Du kannst ja noch nicht richtig beißen und schlucken.“
Aber das ließ er nicht gelten und sagte: „Das möchte ich selbst seh'n.“
Ich hatte mir Notizen zu seinem Wortschwall gemacht und las ihm nun das Notierte vor und er sagte: „Genau!“

So langsam verstehe ich das, was Gustav mir sagen will und was er denkt und tut.

Als seine „Astronautennahrung“ alle war und das kleine Gerät unaufhörlich piepste, versuchte Gustav, dieses abzuschalten. Aber mit seiner noch voll beweglichen linken Hand schaffte er das nicht; also tat ich es und Gustav bedankte sich sogar.
Deshalb hatte er sich wohl auch schon zweimal das ganze Gestell mit der Trinkflasche zu sich ins Bett geholt und das Pflegepersonal rätselte, warum er das wohl gemacht hatte.
Des Rätsels Lösung war ganz einfach:
Er wollte einfach seine Ruhe haben.

Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, warum er sich die Windel immer wieder vom Leib pult und das Pflegepersonal mit seiner nackten Herrlichkeit zu erschrecken versucht . . .

Und noch eine kleine Besonderheit:

Wenn man die Tür zu Gustavs Zimmer zu macht, dann protestiert er und macht auch mit seinem Gebrabbel deutlich, daß er diesen Kontakt zur ‚Außenwelt’ will und auch braucht. Da draußen auf dem Flur läuft ja immer mal ein anderes menschliches Wesen herum und das ist auch eine gewisse Abwechslung in seinem täglichen Einerlei.
So ein menschliches Wesen ist doch immer noch etwas Anderes als so ein Fernseher, der da bei ihm in der Zimmerecke seine Bilder produziert.